Die südkoreanische Medienorganisation Daily NK hat es geschafft, ein Smartphone aus Nordkorea zu schmuggeln. Dieses Gerät gibt gute Einblicke in die Überwachungskonstrukte und den kulturellen Kampf gegen Südkorea.
Das auffälligste zuerst: Beim Hochfahren des Geräts ist eine Animation der nordkoreanischen Landesflagge zu sehen. Das deutet an, dass der Staat hier bestimmt, nicht wie normalerweise die Hersteller beziehungsweise das Betriebssystem.
Ein Video der BBC zeigt genauere Funktionen und Eingriffe des Staates in die Handynutzung.
Darunter auch starke Zensurmechanismen, um gegen die Kultur Südkoreas vorzugehen. Das geht aus der Geschichte Koreas hervor. Die Spaltung zwischen Nord- und Südkorea ist das Ergebnis des Koreakriegs in den 1950er Jahren. Beide Staaten verkörpern dabei ihre Ideologie. Nordkorea als kommunistische Diktatur und Südkorea als freier, demokratischer Staat mit kapitalistischem Wirtschaftssystem. Nordkorea isolierte sich selbst, auch um sich kulturell gegen die Südkoreaner abzuschirmen. Seit jeher führen beide Nationen eine Art Kulturkrieg, um die Ideologie des Gegners zu untergraben. Dazu gehört auch die Sprache.
Um also Kontrolle über die Sprache ihrer Bürger:innen zu erhalten, hat dieses Nordkoreanische Handy eigebaute Wortfilter. Beispiel: Das Wort Oppa. Es bedeutet großer Bruder (einer weiblichen Person). In Südkorea findet es nun auch Verwendung als Bezeichnung für den eigenen Freund. Das Nordkoreanische Handy ersetzt allerdings das Wort „Oppa“ sofort nach fertigtippen mit dem Wort für „Genosse“. Dabei erscheint auch ein Warnhinweis, dass „Oppa“ nur für ältere Geschwister genutzt werden soll. Damit soll gegen den südkoreanischen Einfluss auf die nordkoreanische Bevölkerung gearbeitet werden. Das Wort Südkorea wird zusätzlich auch mit dem Wort „Marionettenstaat“ ersetzt. Das liegt an der nordkoreanischen Propaganda, die den südkoreanischen Staat nicht anerkennt und sie als Puppe der USA diffamiert.
Das aus Datenschutzsicht spannendste Element des Handys ist, dass es circa alle fünf Minuten unbemerkt einen Screenshot aufnimmt. Diese werden für die Nutzer:in unzugänglich gespeichert und können wahrscheinlich nur von Staatsbehörden geöffnet werden.
Dieses Handy zeigt gut die Relevanz des Datenschutzes. Nordkorea hält sich als Diktatur schon seit Jahrzehnten. Anders als andere Diktaturen, die mitunter auch zusammengebrochen sind, funktioniert die totale Abschottung Nordkoreas sehr gut - vor allem weil ihr Überwachungssystem so umfassend ist. Gegen eine solche Überwachung arbeitet der Datenschutz. Denn was ist demokratischer, als selbst entscheiden zu können, wer was über mich weiß?