Leistet Telegram Beihilfe zu Straftaten?

Logo des Messengers Telegram
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Vielen ist Telegram sicher ein Begriff. Der Messenger-Dienst gehört zu den Hauptkonkurrenten von WhatsApp. Durch Telegrams Ruf, eine gute Verschlüsselung zu haben, werden allerdings auch viele kriminelle Machenschaften über den Messenger besprochen und geplant.

Aufgrund dieser großen Kriminalitätsrate wurde der Telegram-Chef Pawel Durow überraschend am 25.08.2024 am Flughafen in Paris von französischen Behörden festgenommen. Ihm wird vorgeworfen zu wenig auf seiner Plattform gegen Straftaten vorzugehen. Besonders verbreitet sind dabei Drogendeals, Betrug und Geldwäsche, allerdings auch schwerere Straftaten wie Kindesmissbrauch, der über Telegram verbreitet wird. Die französischen Behörden beschwerten sich auch über mangelnde Kooperation Telegrams in der Strafverfolgung auf der Plattform. Insgesamt drohen Durow 10 Jahre in Haft und eine Geldstrafe von 500.000€.

Auch Südkorea schloss sich am 02.09.2024 Frankreich an und eröffnete Ermittlungen gegen Durow. In Südkorea ist dies eine größere Aktion der Regierung um gegen KI-generierte Pornographie vorzugehen. Dabei werden sogenannte Deepfakes erstellt, die in häufigen Fällen Schauspielerinnen und Sängerinnen darstellen. Das Problem an Deepfakes ist dabei, das Bilder existierender Personen eingescannt werden können um dann sehr realistisch aussehende Bilder zu erstellen.

Die Festnahme hat allerdings auch nicht nur positive Seiten. Da Durow neben der französischen auch die russische Staatsbürgerschaft besitzt, nutzte die russische Regierung die Situation und trat mit Frankreich in Verhandlung um Durows Freilassung. Außerdem konnte die Festnahme für Propaganda-Zwecke genutzt werden um den politischen Westen als Gegner der Meinungs- und Brieffreiheit darzustellen. Durow war 2014 aus Russland geflohen um die Überwachung seines Messenger durch russische Behörden zu verhindern. Telegram ist in vielen unfreien Staaten oft die einzige Möglichkeit sich frei von Überwachung auszutauschen.

In Deutschland ist Telegram auch ein beliebter Raum für Kriminelle. Durch die Covid-19 Pandemie tummeln sich viele Querdenker auf Telegram wie beispielsweise in den Gruppen von Attila Hildmann. Von Ihm wurden sogar schon mehrfach auf Anweisung des Bundes-Kriminal-Amtes Gruppen auf Telegram geschlossen, es wurden allerdings immer wieder neue eröffnet. Telegram ist auch Sammelpunkt von Verfassungsfeinden und Reichsbürgern. So zum Beispiel die „Vereinten Patrioten“, die über Telegram die Entführung von Bundes-Gesundheits-Minister Karl Lauterbach planten.

Telegrams Zusammenarbeit mit dem BKA lässt auch zu wünschen übrig. Wenn es nicht gerade um sehr strenge EU-Gesetze geht, lässt sich die Telegram-Moderation gerne Zeit bevor etwas passiert. Seit zwei Jahren gibt Telegram auch schon grundsätzlich keine Bestandsdaten mehr aus. Dazu gehören E-Mail-Adressen, Telefonnummern und IP-Adressen der Telegram-Accounts.

Trotz des Images einer vollkommen sicheren Plattform, ist Telegram nicht vollständig zu durchschauen. Es fehlt an Informationen zur Datenverarbeitung und die so hoch angepriesene Verschlüsslung muss vorher für einzelne Chats manuell aktiviert werden und ist für Gruppenchats noch gar nicht verfügbar. Telegram sagt zwar, dass alle Regeln eingehalten werden, überprüfen lässt sich das allerdings nicht. Wie im Artikel vorher schon angesprochen stimmt außerdem Telegrams Aussage nicht, sie würden unter keinen Umständen mit staatlichen Akteuren zusammenarbeiten. Es besteht durchaus eine Zusammenarbeit, wie zum Beispiel mit dem BKA.

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