Europawahl und Mikrotargeting – immer ein Treffer ins Ziel

Für viele ist Tracking ein klarer und praktischer "Vorteil". Problematisch wird es jedoch, wenn diese Informationen zur politischen Manipulation und Microtargeting genutzt werden. Mikrotargeting ist die genau zugeschnittene politische Werbung, um gezielt eine bestimmte Gruppe anzusprechen.

 

Natürlich, Tracking bringt einige „Vorteile“ mit sich – du bekommst die neusten Serien und Games vorgeschlagen, die dich interessieren oder du bekommst auf jeder Seite, die du besuchst, neue Outfits zur Schau, die du für die geplante Geburtstagsfeier brauchst.

 

Dieses Phänomen des Mikrotargetings ist nicht neu, bereits im Jahr 2014 bei der Wahl des amerikanischen Präsidenten Barack Obama wurde es angewendet und viel Geld investiert. In Deutschland gab es Fälle von verschiedenen Parteien mittels Facebook bei der Bundestagswahl 2021. Obwohl noch diesbezüglich gerichtliche Vermittlungen laufen, könnte es auch bei der bevorstehenden Europawahl am 9. Juni 2024 vorkommen.

 

Wie funktioniert es genauer?

Tracking und Targeting sind uns allen wohl bekannt. Die Websites sammeln unseres Browserverhalten zur Verbesserung und Optimierung des User-Erlebnisses. Darüber, dass die Profilierung und die gesammelten Daten zur Gewinngenerierung benutzt werden, geben die Wenigsten zu. Immerhin hat man die Verarbeitungserlaubnis mittels der Cookies-Zustimmung ja zur Kenntnis genommen, also what´s the problem?! Die Webanwendungen erstellen ein Profil von Besuchenden und erheben somit eine Auskunft über diese Person, wie zum Beispiel: welche politischen Interessen könntest du verfolgen? Dann vermitteln sie dir genau zugeschnittene Werbung der um Stimmen ringenden Parteien. Leider sind hierbei die offensiveren Parteien besser digital ausgerüstet, als die Seriöseren, die immer noch die klassischeren Wege der Verbreitung ihrer Kampagnen durch die Presse und Medien einschlagen, wie Radio und TV. Die Jim-Studie bewies erneut, dass Jugendliche und junge Erwachsene nicht mehr ihre Beachtung den Pressemedien schenken, sondern sich News ausschließlich aus dem Netz und den Social Media holen. Das wissen auch die Parteien. Da das Alter für Wahlrecht ab diesem Jahr ab 16 Jahren ist, konzentrieren sich die Parteien auf die gezielte Werbung bei Social Media. Bei Microtargeting werden demografische (Geschlecht, Alter, Bildungsstatus, Wohnort), religiöse und politische Informationen für diese Art von Manipulation erhoben. Bliebst du länger auf einem Reel bei Insta oder kaufst du ein bestimmtes Produkt? Auch diese Informationen sagen aus, was dir gefällt, welche politische Meinung du teilst und welche politische Botschaft dich ansprechen könnte, um deine Stimme zu ergattern. Somit bekommst du immer mehr Werbung für Ähnliches und rutscht somit in deiner Filterblase in eine politische Schiene. Schaust du dir Videos von Meeresschildkröten an, folgst du Greta Thunberg und kaufst nachhaltige Kosmetik? Somit gibt es ein klares Bild von dir. Das funktioniert in allen erdenklichen Variationen. Das kann die politische Meinung beeinflussen und bedeutet eine Gefahr für die Demokratie. Die Folge ist, dass jeder in seiner Filter-Bubble gefangen ist. Das polarisiert die Gesellschaft. Die zielgerichteten Versprechen der Parteien verschaffen zwar Stimmen, diese können aber in den meisten Fällen nicht mal eingehalten werden. Einige denken immer noch, es sei ein Zufall, was einem als Empfehlung angeboten wird.

 

Tipp

Hinterfrage die Inhalte, die dir bei Social Media und im Netz angeboten werden und recherchiere nach genaueren Informationen und Hintergründen, damit du dir dine eigene souveräne Meinung bilden kannst.