Palantir ist gerade in aller Munde. Vielleicht hast du aber dennoch noch nie etwas davon gehört. Auf dieser Seite klären wir, was genau Palantir ist, was es mit Daten zu tun hat und warum es auch für dich relevant, beziehungsweise interessant werden kann.
Palantir: Was verbirgt sich dahinter?
Die US-amerikanische Firma Palantir ist nach den „Palantíri“ aus „Herr der Ringe“ benannt. In den Büchern versteht man unter solchen Palantíri magische „sehende Steine“, mit denen man an beliebige Orte schauen kann, kurz gesagt, ein Überwachungswerkzeug. Und genau das stellt der Konzern Palantir auch her. Das Unternehmen bietet Software an, die extrem effektiv Daten analysiert, auswertet und Zusammenhänge erfasst. Damit soll die Software Polizeibehörden der bei Strafverfolgung und im besten Fall sogar bei der Vereitelung von schweren Straftaten unterstützen. Dabei arbeitet das Programm besorgniserregend gut. Gerüchten zufolge soll Palantir-Software auch maßgeblich an der Tötung von Osama bin Laden beteiligt gewesen sein. Für Strafverfolgungsbehörden ist das ein wahrgewordener Traum, doch Bürgerrechtler:innen haben einige Bedenken.
Was sind die Probleme hinter Palantir?
Das große, ausschlaggebende Problem ist der Umgang der Palantir-Software mit personenbezogenen Daten. Damit das System funktioniert und genutzt werden kann, braucht es viele Informationen. Diese können aus öffentlich zugänglichen Quellen oder aber auch Datenbanken von Verwaltungen, Unternehmen oder eben Ermittlungsbehörden stammen. Die Software schafft es, verschiedene Daten, teils auch aus Social Media und dem Internet zu sammeln und zu verarbeiten, sodass aus einer erschlagenden Masse an einzelnen Daten, ein brauchbarer Output errechnet wird, der im besten Fall Straftaten verhindert. Wie man sich also unschwer vorstellen kann, hantiert die Software mit sehr vielen sensiblen Daten. Die Algorithmen im Hintergrund sind mehr als undurchsichtig und was mit den Daten nach der Verarbeitung passiert ist auch unklar. Es könnte also bei einem einfachen Hinweis-Anruf, um zum Beispiel einen Unfall zu melden, dazu kommen, dass die eigene Nummer in der Datenbank gespeichert wird und diese dann bei späteren Ermittlungen schneller als verdächtig erfasst wird.
Wer steckt hinter Palantir?
Palantir wird von Alexander Karp geführt. Kürzlich beschäftigte sich der Dokumentarfilm „Watching you – Die Welt von Palantir und Alex Karp“ mit der Geschichte und dem Geschäftsmodell des Unternehmens. Den Film kannst du hier in der ARD Mediathek noch bis Januar 2026 anschauen.
Alex Karp ist eine Person vieler Widersprüche. Politisch versteht er sich als Links und anti-elitär, ist durch seine Software allerdings extrem reich geworden. Experten bezeichnen seine Software zudem als eine der gefährlichsten der Welt, denn durch ihre Ergebnisse werden im Zweifel zum Beispiel vom US-Militär Tötungen geplant und Ziele berechnet. In den USA gab es schon häufiger Proteste, da der Grenzschutz mit Palantir-Software wohl Jagd etwa auf eingewanderte Kinder macht. Aber noch gefährlicher ist sein Geschäftspartner Peter Thiel.
Auch mit seinem Geschäftspartner geht Alex Karp einen großen Widerspruch ein, denn Peter Thiel ist einer der einflussreichsten Tech-Milliardäre der Welt. Im Gegenteil zu Karp ist er allerdings überzeugter Antidemokrat. Mit seinem Geld beeinflusst er politische Diskurse auf der ganzen Welt und ist so durch Spenden und Einflussnahmen auch an der Wahl Donald Trumps zum amerikanischen Präsidenten mitverantwortlich. Auch privat verfolgt Thiel einige verrückte Projekte, die ihn fast wie einen James Bond-Schurken wirken lassen, dem das ZDF Magazin Royale eine ganze Ausgabe widmete: https://www.youtube.com/watch?v=SKY5pOcEn4U
Darauf baut auch einer der größten Kritikpunkte von Experten: Warum sollten in ganz Deutschland eine Überwachungssoftware eingesetzt werden, die von einem Feind unseres demokratischen Systems kreiert wurde?
Wo kommt Palantir schon jetzt zum Einsatz?
Entwickelt wurde Palantir anfangs vor allem, um die Effizienz von US-Ermittlungsbehörden zu stärken. Auch im US-Militär findet es Anwendung und sogar in Deutschland wird es teilweise bereits eingesetzt. Hessen, Bayern und Nordrhein-Westfalen verwenden das System schon. Baden-Württemberg hat einer Nutzung zugestimmt. Innenminister Alexander Dobrindt plant nun auch einen bundesweiten Einsatz der Software. Trotz großer Kritik lässt sich diese Entwicklung wohl nicht mehr aufhalten. Bisher gibt es keine Einschränkungen dieser Systeme, wodurch sie theoretisch für jeden Einsatz verwendet werden können, meist auch bevor etwas passiert. Experten fordern allerdings einen geregelten Einsatz nur in bestimmten, gefährlichen Fällen. Außerdem sollte jeder Einsatz genaustens dokumentiert und später ausgewertet und bewertet werden. Wichtig ist, dass es Regulierungen gibt, damit missbräuchliche Verwendungen der Software verhindert werden können. Dadurch können auch Dateneingaben minimiert werden. Palantirs Software sind sehr mächtige Werkzeuge, bei denen man genau darauf achten sollte, wann und wie man sie nutzt.
Weitere Informationen:
Spiegel.de | Bundesjustizministerin kritisch gegenüber Palantir
tagesschau.de | Justizministerin skeptisch
deutschlandfunk.de | Datenschützer warnen vor Palantir
zdfheute | Diskussion über Palantir (Video)
tagesschau.de | Sorge vor Missbrauch von Palantir