Genug vom Influencing: Defluencing

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Doppelmoral im Netz? Du scrollst durch Instagram und TikTok – plötzlich ploppt die zwanzigste Produktempfehlung auf. Jetzt macht ein neuer Trend den klassischen Influencer:innen Konkurrenz: Defluencing.

Das Defluencing startete bei TikTok und spricht Klartext und entlarvt überflüssige Produkte. Es deckt auf, welche Marken nicht halten, was sie versprechen. Manche Influencer wechseln sogar die Seiten und warnen vor Produkten, die sie früher selbst beworben haben. Diese neue Bewegung kämpft für mehr Ehrlichkeit im Internet. Sie zeigt dir, welche Trend-Produkte dein Geld wirklich wert sind. Und das Beste: Du lernst, Marketing-Tricks zu durchschauen! Sehr lustig sind auch die Videos von traumhaften Orten – Sonne, Strand, Palmen, keine Menschenseele - und der Vergleich mit der Realität – Müll, grauer Himmel, überfüllt mit Touristen. 

Influencer:innen geht es bekanntlich darum, Produkte zu bewerben und dich dazu bewegen, diese ebenfalls zu kaufen. Sie sind in den letzten Jahren eine immer wichtigere Werbestrategie geworden und bei Jugendlichen als oft genannter Traumjob. Nun hat sich eine Gegenbewegung entwickelt: Defluencing. Das Wort setzt sich zusammen aus dem englischen ‚to influence‘ – beeinflussen - und der lateinischen Vorsilbe ‚de‘ - grob: von etwas weg. Defluencing bedeutet also genau das Gegenteil von Influencing: davon wegzukommen, Leute zum Kauf eines Produktes zu überreden. Stattdessen raten Deinfluencer:innen vom Kauf bestimmter Produkte ab, die ihrer Meinung nach nicht halten, was die Werbung verspricht.

 

Influencing & Falsche Versprechen

Groß geworden ist diese Bewegung nach einem Skandal der Influencerin Mikayla Nogueira. In einem Werbevideo für Wimperntusche trug sie vermeintlich falsche Wimpern. In diesem Fall hätte sie ihre Follower mit falschen Angaben zum Kauf eines Produktes verführt. Und das ist gewiss kein Einzelfall. Am Ende des Tages bekommen Influencer:innen kostenlose Samples und Geld für die Produktwerbung. 

Es ist sehr wahrscheinlich, dass es ihnen dabei um Geld und nicht um das Produkt geht. Deshalb ist Defluencing in letzter Zeit sichtbarer geworden. Innerhalb weniger Minuten wird dir bei Defluencing Videos vom Kauf zahlreicher Produkte abgeraten; Produkte, die ihre Werbeversprechen eben nicht halten können. 

 

Positive Seiten des Defluencings

Hast du schon mal darüber nachgedacht, wieviel Geld du ausgegeben hast, weil irgendjemand im Internet behauptet hat, ein Produkt würde dein Leben verändern? Und hat es dein Leben wirklich so stark verändert? War dieser Kauf wirklich notwendig? War das Geld wirklich gut genutzt? Defluencing regt dich an, häufiger zu überlegen, ob du etwas wirklich benötigst. 

Dabei kann dir Defluencing helfen:

  • Mehr Zufriedenheit: Es tut gut sich zur Abwechslung zu fragen, was man eigentlich alles nicht braucht. Stattdessen kann man einfach mal mit dem glücklich sein, was man hat. Schließlich geht es uns doch schon echt gut, oder?
  • Mehr Geld: Das Geld, das du nicht für irgendeine Wundercreme oder noch ein neues Paar Sneaker ausgibst, kannst du sparen. Okay, zugegeben, sparen klingt nicht gerade spannend. Aber wer weiß wozu dein Erspartes irgendwann mal wirklich nützlich ist.
  • Gut fürs Klima: Wir leben in einer Konsumgesellschaft; das heißt, wir kaufen und kaufen und kaufen. Doch was passiert mit den alten noch funktionierenden Kopfhörern und den vielen angefangenen Kosmetikprodukten? Wir kaufen nicht nur zu viel, sondern wir schmeißen auch zu viel weg – obwohl das gar nicht sein müsste. Doch unser Abfall verschwindet nicht auf magische Weise. Defluencing hilft, weniger zu kaufen und so gleichzeitig die Umwelt zu schützen. 

 

Kaufen ist ein Glück, das nicht lange anhält

Leider macht uns das Kaufen neuer toller Sachen tatsächlich glücklich. Aber wissenschaftliche Studien zeigen, dass das Glücksgefühl nur kurz anhält. Genau aus diesem Grund tun wir es gerne so häufig: Wir wollen unseren Glücksspeicher wieder aufladen. Das Kaufen von Produkten führt uns also in eine endlose Kaufspirale. Gegen diese Spirale möchten zumindest einige Defluencer:innen antreten. Dir hin und wieder ein paar solcher Videos anzuschauen, kann dir das Nicht-Kaufen erleichtern. Außerdem ist es schön, von andern zu hören, was du alles nicht brauchst – das nimmt dir den Kaufdruck. Diese Art von ehrlicher Werbung soll dem Konsumverhalten entgegenwirken. 

 

Die Kehrseite des Defluencing

Stell dir vor, du schaust dir ein Video an, in dem jemand ein Produkt total schlecht macht. Klingt ehrlich, oder? Aber ist es das wirklich? Auch dies gilt zu hinterfragen.

Verdeckte Werbung überall! Viele Defluencer:innen, die so tun, als würden sie nur ihre ehrliche Meinung sagen, verdienen trotzdem Geld mit den Produkten, über die sie reden. Das nennt man Affiliate-Marketing. Sie bekommen nämlich eine kleine Provision, wenn du über ihren Link etwas kaufst – egal, ob sie das Produkt gut oder schlecht finden.

Konkurrenz unter Influencer:innen und Defluencer:innen ist hart! Wenn jemand ein Produkt schlechtmacht, kann es sein, dass eine andere Firma ankommt und der Influencer:in Geld bietet, damit ihr Produkt gelobt wird. Plötzlich ist das Produkt, das vorher noch schlecht war, total super.

Vorsicht vor Manipulation! Defluencer:innen wollen, dass du ihre Meinung übernimmst. Manchmal versuchen sie dich sogar zu bestimmten Produkten zu drängen, indem sie dir andere Alternativen empfehlen. Das kann ganz schön verwirrend sein!

Nicht alles ist, wie es scheint. Viele Videos sind einfach nur Werbung in einem neuen Gewand. Es ist wichtig, dass du dir immer mehrere Meinungen ansiehst und nicht alles glaubst, was du im Internet liest.

Was kannst du tun?

Bleib kritisch: Frag dich immer: Warum sagt mir der Influencer das? Will er mir wirklich nur helfen oder geht es ihm auch ums Geld?

Mach deine eigenen Recherchen: Schau dir nicht nur ein Video an, sondern informiere dich über verschiedene Quellen.

Fordere Transparenz: Frag Defluencer:innen, ob sie für ihre Empfehlungen bezahlt werden.

 

Defluencing kann ganz nützlich sein, um neue Produkte kennenzulernen. Aber lass dich nicht täuschen! Nicht alles, was glänzt, ist Gold. Also: Nur weil ein Beitrag den Hashtag #Defluencing enthält, macht ihn das nicht automatisch ehrlicher oder aufrichtiger. Behalte im Hinterkopf, dass auch Defluencing als Werbestrategie genutzt werden kann, um dich für alternative Produkte zu begeistern.