Punktesammel tagein, tagaus
Die chinesische Führung versucht damit die totale Kontrolle der Bevölkerung. Dabei werden Punkte für ein wünschenswertes Verhalten vergeben, wie es sich die herrschenden Kommunistischen Partei Chinas vorstellt. Umgekehrt werden Punkte für negatives Verhalten entzogen.
Die Daten, aus dem sich das System speist, ergeben sich durch eine ununterbrochene Überwachung. Beispielsweise durch massive Videoüberwachung mit Gesichtserkennung (die Volksrepublik ist hier weltweiter Spitzenreiter) und der Aufzeichnung von allen Einkäufen und Online-Aktivitäten. Aus den Daten wird dann das soziale und politische Verhalten von Privatpersonen, aber auch von Unternehmen und anderen Organisationen ermittelt. Das Ergebnis ergibt dann die sogenannte soziale Reputation.
Zu wenig Sozialpunkte bedeuten Einschränkungen
Wer ein zu niedriges Punkte-Level erreicht, muss mit Einschränkungen im alltäglichen Leben rechnen: etwa bei der Arbeitsplatz- oder Ausbildungssuche.
Mit Big Data und künstlicher Intelligenz schafft die chinesische Regierung Steuerungsmechanismen, um die Wirtschaft und das Einparteiensystem zu stärken. Gleichzeitig hat sie damit den perfektesten Überwachungsstaat geschaffen, den die Welt je gesehen hat.
Die chinesische Führung gibt vor, mit dieser umfassenden Überwachung zu mehr Aufrichtigkeit im Miteinander erziehen zu wollen. Es ist aber davon auszugehen, dass die Regierung vor allem schnell Menschen identifizieren will, die Kritik am kommunistischen System äußern. Damit kann jeder Widerstand bereits im Keim gebrochen werden.
Chinesisches Modell als Vorbild für andere Diktaturen?
Das chinesische System könnte anderen Diktaturen und autokratischen Systemen zum Vorbild werden, die die Technologien zur Komplettüberwachung ihrer Bevölkerung übernehmen.
Das Sammeln der Daten der Bürger:innen über Bewegungsprofile, Gesichtserkennung, Auswertung der Profile in den sozialen Medien oder Sucheingaben in den Suchmaschinen bietet dazu alle Voraussetzungen. Deshalb ist es umso wichtiger, nur wenige Daten über sich preiszugeben.
Was mit dir in einem solchen System passieren würde!
Negative Auswirkungen bei zu wenigen Punkten
- Dir wird der Zugang zu einigen Sozialleistungen (bspw. Kindergeld) verwehrt
- Du darfst keine Flüge oder Schnellzüge buchen
- Du bekommst keinen oder nur weniger Zugang zu Krediten
- Öffentlichen Dienstleistungen werden für dich eingeschränkt
- Du darfst nicht im öffentlichen Dienst (also für den Staat) arbeiten
- Du bekommst keinen Zugang zu Privatschulen
- Du wirst öffentliches Angeprangert, indem dein „Fehlverhalten“ veröffentlicht wird
- Du kannst nicht in guten Hotels übernachten
- Deine Haustiere werden dir weggenommen
- Drosselung der Internetverbindung
- Du darfst nur wenig oder gar nicht online einkaufen
Mehr dazu:
- Video "Blacklists and Social Credit Regimes in China" der Bundeszentrale für politische Bildung
- Grafik zum Sozialkreditysystem in China der Bertelsmann Stiftung
- Artikel "China’s social credit score – untangling myth from reality" (englisch) des Mercator Institute for China Studies (MERICS)